Kinaesthetics
Beweglich sein, angepasst gestaltenrend pflegen
Kinaesthetics basiert auf einem Prinzip, das sich an der natürlichen anatomischen Bewegung orientiert. Menschen werden also nicht, wie im Alltag oft üblich, im ‚Hauruck‘-Verfahren oder das ganze Körpergewicht gehoben und getragen, sondern in Anlehnung an eine natürliche Fortbewegung nur so weit geführt und unterstützt, wie es nötig ist. Für Unterstützende ist dabei wichtig, die Körperspannung der Klienten zu erspüren und deren Bewegungsimpulse auch aufzunehmen. Auf diese Weise wird der Unterstützer – ähnlich dem Tanzen – zum Bewegungspartner, der mit seinem eigenen Körper Halt und Orientierung bietet, ohne seine Muskeln oder Gelenke zu sehr zu belasten. Dieses Miteinander-bewegen ist kraftschonend und zugleich aktivierend.
Kinaesthetics praktisch erfahren: Ein Rollentausch hilft beim Umdenken
Während meiner jahrelangen Arbeit als Kinaesthetics-Trainerin habe ich festgestellt, dass der Lerneffekt am größten ist, wenn Menschen selbst den Unterschied zwischen viel Kraft und guter Unterstützung am eigenen Leib erfahren können. Deshalb sind in meinen Kursangebot neben theoretischen Grundlagen vor allem praktische Übungen zentral. Das Ziel der Kurse ist es, professionelle Pflegende und pflegende Angehörige und Frühkindliche Pädagogen in die Lage zu versetzen, eigenständig Bewegungsangebote zu entwickeln, die die Beweglichkeit der Klienten unterstützt und die Gesundheit beider fördert, durch ein gewahr werden von wirksam sein, autonom sein, sinnerfüllt sein und verbunden sein.
ACHIMER KURIER (von Lina Wentzlaff)
Die Kraft der Bewegung
Wie die Lehre der Kinästhetik pflegende Angehörige im Alltag entlasten kann
wirklich“, betont Körtje. Zusammen mit der Kreisvolkshochschule (KVHS) Verden bietet der Senioren- und Pflegestützpunkt deswegen eine Weiterbildung speziell für pflegende Angehörige an, der auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Der Kursus „Pflege zu Hause erleichtern – Kinaesthetics“ will weg vom „Hau Ruck“-Prinzip, das im Alltag oftmals zu beobachten ist. Dazu nutzt er die Lehre der Kinästhetik. Diese geht davon aus, dass die Unterstützung eines pflegebedürftigen Menschen dann gesundheits- und entwicklungsfördernd ist, wenn sie ihn in seinen eigenen Bewegungsmöglichkeiten, in seiner Eigenaktivität und Selbstwirksamkeit unterstützt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie sich in der Pflege wirkungsvoll entlasten, rückengerecht arbeiten und gleichzeitig ihre pflegebedürftigen Angehörigen fördern können. So soll eine Pflege ohne Stress, Angst oder Schmerz ermöglicht werden – für beide Seiten. Individuelle Schulungen zu Hause „Viele der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sind am Anfang absolut unerfahren“, berichtet Kursleiterin Rita Wolf. Deswegen behandelt das Seminar alle Aktivitäten, die im Alltäglichen notwendig sind, wie Bewegungen und Verlagerungen im Bett, Essen anreichen und Anziehen der Angehörigen. „Die Bedürfnisse der Menschen sind sehr unterschiedlich“, betont Wolf. In manchen Fällen sei deswegen auch eine individuelle Schulung zu Hause förderlich. „Denn die Umstände sind ja auch von Haushalt zu Haushalt, von Wohnung zu Wohnung anders.“ Dass der Kursus im Alltag wirklich große Unterschiede machen kann, zeigt Marion Hasselmann. Ihr Sohn Dennis liegt seit einem Unfall im Wachkoma. Mit Kinästhetik haben sie zusammen erreicht, dass der 33-Jährige mittlerweile sogar auf der Bettkante sitzen kann. Genau wegen der Flexibilität der Kurseinheiten und der Alltagsnähe käme das Angebot sehr gut bei den pflegenden Angehörigen an, berichtet Körtje. Zudem gebe es den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. „Das ist ein ganz wichtiger Faktor für den Kurs.“ Infoveranstaltung im Januar Die Kosten werden komplett von der Pflegekasse übernommen, die Eigenleistung beträgt lediglich 25 Euro. Der nächste Kursus, der sich über sechs Termine zieht, startet schon am kommenden Mittwoch und ist bereits voll belegt. „Da die Nachfrage so groß ist, startet ein weiterer am 22. Januar“, freut sich Rita Wolf. Für Interessierte gibt es am Dienstag, 16. Januar 2024, von 16.30 bis 18 Uhr zudem eine Infoveranstaltung. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es bei der Kreisvolkshochschule telefonisch unter der Nummer 04231 / 15160 oder per E-Mail an kreisvolkshochschule@landkreis-verden.de.

Achim. In Deutschland steigt die Lebenserwartung stetig an, und damit nimmt auch das Thema Pflege einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft ein. „Ein Großteil der pflegebedürftigen Menschen wird dabei zu Hause von den Angehörigen versorgt“, weiß Barbara Körtje vom Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises Verden. Grundsätzlich haben diese einen Anspruch, von der Pflegeversicherung für die anstehenden Aufgaben geschult zu werden. Doch die Realität sieht oftmals anders aus. „Viele Kurse finden online statt. Das hilft aber den Menschen nicht